An einem der zentralen Orte des bundesdeutschen Atomwiderstandes, im Wendland trafen sich die Vertreter der deutschen Sozialen Bewegungen...So könnte ein Artikel über das Sozialforum anfangen, wenn, wenn es nicht ein bisschen anders gewesen wäre. Denn die Vertreter der deutschen sozialen Bewegungen waren so nicht wirklich gekommen. Das machte sich wohl schon im Vorfeld bemerkbar. Die bundesweite Vorbereitungsgruppe stöhnte unter mangelnder Beteiligung und die regionale Vorbereitung hatte das Gewicht mehr oder weniger auf ihren Schultern zu tragen. Aber der wendländische Widerstand stemmt noch andere Projekte.
So war als einzige Bewegung wohl auch nur die Anti-Atom Bewegung wirklich vor Ort und zwar mit ihrem eigenen Bundestreffen. Andere „Bewegungen“, ich traue mich ja auch gar nicht diese so zu bezeichnen waren irgendwie wo anders beschäftigt. Trotzdem werde ich mich nicht über die nicht Anwesenden auslassen, sondern diejenigen, die dann auch da waren.
Die ursprünglichen Träger der deutschen Sozialforen, attac und der BUND waren dann auch nicht gerade stark vertreten, aber doch vor Ort. Der BUND vermutlich nur durch Einzelpersonen vor Ort, er hatte die Konferenz auch gar nicht unterstützt.
Attac hat des Sozialforum nicht ganz aufgegeben, wenn auch mit wesentlich weniger Geld unterstützt. Und doch nutzen die attacis das Sozialforum als Forum für ihre Kampagnen. Stoppt die PPP, fairteilen oder Teilzeitjobs für alle, und die Ag Solidarisches Wirtschaften mit der Kampagne Betriebe in Belegschaftshand.
Die mangelnde finanzielle Unterstützung machte dann auch die Mobilisierung schwer, doch kamen immerhin rund 500 Menschen auf das Sozialforum.
Die Klimakonferenz in Kopenhagen hatte sicher ein Vorbereitungs- und Mobilisierungsforum, zumindest in Texten, einen Aktionskoffer und auch einigen Veranstaltungen.
500 – 30 - 10 die Forderung, die laut Michael Boeken von der Hannoveranischen Erwerbslosengruppe Linden, die Solidarität zwischen den Erwerbstätigen und den Erwerbslosen stärken könnte und von allen Verbänden und Zusammenschlüssen getragen wird brachte dann doch eher einigen Zoff in die Runde, da die anwesenden Vertreter des ver.di Erwerbslosenausschusses von Berlin diese Forderung zwar schön, aber nicht realistisch fanden. Auch waren die Verbände der Erwerbslosenbewegung nicht vor Ort. Diese habe ich denn auch schmerzlich vermisst.. So war dann Michael im Bunde von Verdi die einzigen der Anti-Hartz-IV Bewegung.
Ein großer Teil des Programms nahm die Privatisierungen in der Daseinsvorsorge beziehungsweise der Widerstand dagegen ein: Aquattac, der Berliner Wassertisch und die Berliner Compagnie mit dem Theaterstück „Das blaue Wunder“ (das es viel regnete war nicht Bestandteil dieser Bewegung). Erwähnen will ich noch die Initiative für ein Bankentribunal von attac.
Bewegungen wurden aber trotzdem sichtbar. In den Konferenzen. Über die Perspektiven des Protest nach den Bundestagswahl diskutierten dann doch die Gewerkschaftsvertreter, attac, der Friedensratschlag und die Anti-Atombewegung. Allerdings habe ich bis heute noch keine Dokumentation gefunden.
Die zweite Konferenz, die ich besuchte, war gestaltet durch die "AkademiaufZeit Solidarische Akademie", der attac ag Solidarische Ökonomie und einem Vertreter der Konsumgenossenschaften..
Auch wenn die Mobilisierung und die Dynamik im Vorfeld etwas zu wünschen übrig lies, war das Programm doch voller Vielfalt und Breite, was die Notwendigkeit eines Sozialforums in Deutschland auch in Zukunft nicht anzweifeln lässt. Vergleichbar ist ja nur die attac-Sommerakademie.
Die Versammlungsorte, das Kultur- und Tagungszentrum Verdo und vor allem noch die Freie Schule Hitzacker hatten ein angenehmes Ambiente und wenn das Wetter besser gewesen wäre, dann hätte es doch noch ein Festival der Projekte für eine bessere Welt werden könne. Ich jedenfalls konnte das Treffen für Begegnungen mit alten Bekannten nutzen und Informationen austauschen und freute mich über die Begegnungen. Ein paar neue Gesichter und Aktionen kamen wieder neu in mein Blickfeld und ich fuhr leider schon vor der Versammlung der Bewegungen nach hause (wegen der lange Anreise vom Bodensee ins Wendland).
Der Gesamteindruck wurde durch die Demonstration noch geprägt, die bunt, laut und mutmachend war. Auch dass ich nicht alles mitbekam, was auf dem Sozialforum besprochen, vorgestellt und verabredet wurde, zeigt doch von der Größe und Vielfalt der Veranstaltung.
Ein Sozialforum in Deutschland bleibt unverzichtbar und die großen Verbände sollten dieses Forum weiter und stark unterstützen und nutzen.
Dieter Koschek, Sozialpolitische Gesellschaft/AGSPAK